Moses meint…zum Fall Kardelen

Posted in Moses meint with tags , , , , , , , on 18. Februar 2009 by sprengguertel

Der Fall Kardelen

Es ist wieder einmal so weit. Ein türkischstämmiges Mädchen wird tot aufgefunden in Deutschland. Von Sao Paulo bis Peking von Wladiwostok bis New York denken Menschen aller Hautfarben und Religionen sofort an Glatzen, Aufmärsche, deutsche Menschenverachtung und Menschenfeindlichkeit.
Schon wieder ein Migrant, schon wieder ein hilfloses Kind.

Die ganze Welt spürt instinktiv und sofort wer dafür verantwortlich ist, welcher Beweggrund hinter der Tat steckt. Nur die Deutschen nicht.

Statt sich sofort der Sache zu stellen, statt sich um Aufklärung zu bemühen, statt die Suche nach dem deutschen Täter zu beginnen und das mit einer notwendigen Diskussion über den deutschen Vernichtungswahn zu verknüpfen, was logischerweise in einer sofortigen Auflösung Deutschlands und des deutschen Volkes führen müsste, statt also die zivilisatorischen Minimalbedingungen einzuhalten, wird die Gelegenheit genutzt genau das Gegenteil zu tun.
Zeitungen, staatliche Stellen und der Volksmob arbeiten sofort und wie eh und je Hand in Hand daran, eine Pogromstimmung gegen Migranen, genauer gesagt gegen die verhassten Türken, anzufachen. Das ist nicht schwer in Deutschland und hat eine lange Tradition.
Die Hassmaschinerie ist gut geölt und die Fließbandarbeiter der negativen Fabrik routiniert.

Allerorten wird nun das Bild des türkischen Vergewaltigers und Kinderschänders bemüht, man beginnt nach diesem Phantom zu fahnden und will damit die migrantischen Bürger unter Druck setzen. Angst und Schrecken herrscht in der türkischstämmigen Community. Jeder kann ins Kreuzfeuer der nazideutschen Propaganda geraten. Man fragt sich, wie der Vernichtungswahn der Teutonen diesmal hervorbrechen wird, ob wieder einmal Häuser brennen oder Menschen durch die Straßen getrieben werden. Man denkt daran, wie man dieses Land Tag für Tag aufbaut, wie man Tag für Tag die Renten der deutschen Naziopas und der jungarischen Hartz4-Empfänger erwirtschaftet, die sich zwar zu fein zum Arbeiten sind, aber keine Menschenjagd auslassen.

Und endlich finden die Erben des Herrn Dr. Goebbels ihr Opfer.
Einen jungen türkischstämmigen Bürger, der mit falschen Versprechungen in das Land der Täter gelockt, hier von der Maschinerie der deutschen Wirtschaft ausgenutzt wurde, und Schlussendlich seine Bestimmung als Sündenbock fand.
Einen sanften, gebildeten Menschen, musikalisch, kulturell vielseitig Interessiert. Ein Kenner der Werke Adornos und Horkheimers, ein Humanist und Freidenker, kurzum: das ideale Hassobjekt für den teutonischen Volksmob.
Gejagt und gehetzt fand dieser Mitmensch Zuflucht in der Türkei und nur die Waffen und der Mut der türkischen Armee stehen zwischen ihm und der selbstgerechten und verlogenen „Justiz“ der Täter.

Ich möchte, dass die ganze Perfidie dieser Menschenjagd in aller Welt bekannt wird. Viele israelische Freunde haben mich in den letzten Tagen besorgt zum Thema befragt, und ich konnte ihnen nur die traurigen Fakten darlegen.

Aber bei aller Gutmütigkeit, bei allem Humanismus, bei aller Menschenliebe sollten wir uns fragen: Müssen wir hier dem Rad nicht in die Speichen fallen? Sollte man nicht zur Tat schreiten, und der Verbrecherbande endgültig das Handwerk legen? Oder wie viele Migranten müssen noch sterben, erschlagen, verbrannt, geschändet und zu Tode gehetzt werden?

Wenn die Deutschen offenbar nicht mit den türkischstämmigen Menschen zusammenleben wollen, muss man den deutschen Störenfried dann nicht dauerhaft des Platzes verweisen, schon allen um die republikanischen Errungenschaften zu schützen, die Türkischstämmige hier aufgebaut und erkämpft haben?

Moses T. Lindenklotz

*Moses T. Lindenklotz ist Afro-Europäer jüdischen Glaubens und Gründer der antirassistischen Initiative “Schwul und cool, statt braun und Abschaum” in München. Er kommentiert in unregelmäßigen Abständen das Zeitgeschehen auf diesem Blog.

Moses meint…zum staatlichen Rassismus

Posted in Moses meint on 9. Februar 2009 by sprengguertel

Vor nicht allzu langer Zeit wurden im damaligen Apartheidstaat Südafrika dunkelhäutige Menschen von der Polizei erschlagen, wenn sie sich auf eine für „Weiße“ bestimmte Parkbank setzten oder für „Weiße“ vorgesehene Toiletten benutzten.
Die Welt war einhellig empört und am Ende siegte der Geist der Menschlichkeit und der Vernunft. Heute ist Südafrika, trotz aller Sabotageakte frustrierter europäischstämmiger Rassisten, eine blühende Demokratie. Man ist auf einem guten Weg und die Talente der lange Zeit unterdrückten und erniedrigten Menschen können sich endlich frei entfalten.

Ende gut, alles gut könnte man meinen, wenn sich ein paar tausend Kilometer weit entfernt nicht tagtäglich Szenen abspielen würden, die uns an die Dämonen der Vergangenheit erinnern.
In Ostdeutschland nämlich liegt die Sache so: Dort wird als fremdrassisg definierten Menschen zwar nicht verboten „weiße“ Toiletten zu benutzen, aber offenbar betrachten die „Eingeborenen“ das Land selbst als eine einzige große Toilette, auf der nur „Deutsche“ ihr Geschäft verrichten dürfen.
Dabei wird das „Deutschsein“ von ihnen nicht wie überall sonst auf der Welt über den Reisepass, sondern über irrationale Wahnideen wie „Abstammung“ oder „Blut“ definiert. Obwohl es schwer vorstellbar ist, wird dort eine Person nicht als Landsmann akzeptiert, obwohl die- oder derjenige sehr wohl den bundesrepublikanischen Pass besitzt und als Staatsbürger amtlich registriert ist.
Und das alles nur, weil diese Menschen dunkelhäutig sind oder einen türkischen Nachnamen tragen. In diesem Land kann man ganz leicht sein Leben aufs Spiel setzen, wenn man als afrikanischstämmiger Bürger eine als „deutsch“ oder „arisch“ definierte Frau anspricht.

Das musste ein Mitmensch namens Oury Jalloh schmerzlich erfahren.
Die Fakten legen nahe, dass man in einer solchen Situation ganz leicht aus fadenscheinigen Gründen von der Polizei festgenommen, drangsaliert, erniedrigt, an eine Matratze festgebunden und verbrannt werden kann. Diese Praxis ist offensichtlich Konsens in der ostelbischen Riesenkloschüssel und an einem Ort dieses Klosetts namens „Dessau“ klebt offensichtlich ganz besonders viel braune Scheiße.
Folgerichtig wurden die mutmaßlich verantwortlichen Polizeibeamten auch nicht wegen Rassismus und Mord verurteilt, sondern freigesprochen. Das ganz besondere fäkale Milieu scheint offenbar seine eigenen Gesetze hervorzubringen, die mit der Moral und dem Recht der restlichen Welt nicht unbedingt viel zu tun haben.

Aber man sollte sich dort nicht täuschen: Die Welt beobachtet Ostdeutschland sehr genau, man ist nicht länger bereit, von dort alles hinzunehmen und zu akzeptieren. Das Herkunftsland des Ermordeten, Sierra Leone, ist wachsam und schaut sehr genau auf die weitere Entwicklung. Es könnte gut sein, dass eine schwarze Hand bald die Klospülung bedient und dem Spuk ein Ende macht.

Moses T. Lindenklotz

*Moses T. Lindenklotz ist Afro-Europäer jüdischen Glaubens und Gründer der antirassistischen Initiative “Schwul und cool, statt braun und Abschaum” in München. Er kommentiert in unregelmäßigen Abständen das Zeitgeschehen auf diesem Blog.

Zwischenfazit

Posted in Uncategorized with tags , , , , on 9. Februar 2009 by sprengguertel

Nun ist dieser Blog über eine Woche alt und es wird Zeit für ein kleines Zwischenfazit.
Rund 2000 Besucher in der ersten Woche sind nicht das schlechteste Resultat für einen Neuankömmling im Netz, auch wenn mir die Vergleichszahlen fehlen.
Das ist sicher auch auf die besonders rührigen Werbeaktionen von Metin Karakök in diversen Foren und anderen Blogs zurückzuführen. Besonders die Statements meines guten Kumpels Moses T. Lindenklotz fanden reichlich Beachtung.
Oft wurde gemutmaßt, wer denn nun hinter dem Sprengguertel-Blog steckt und die wildesten Spekulationen schießen bis heute ins Kraut. Das muss ein alter Bekannter sein und jeder meint, in mir irgend jemanden zu erkennen.
Daneben scheint kaum einer zu kapieren, dass es mir mit diesem Blog auch weiterhin nicht darum geht, jemanden von diesem oder jenem Standpunkt zu überzeugen. „Sag mir, wo Du stehst“, das ist die berühmte Frage, die man sich als politisch Handelnder oft genug von Freund und Feind stellen lassen muss. Das ist einer der Gründe, warum Politik scheiße ist und ich nichts damit zu tun haben will.
„Das Private ist politisch“ höre ich die Schwätzer tönen, die ’68 nachspielen wollen oder da geistig irgendwie stecken geblieben sind.
Natürlich habe auch ich meine Standpunkte, aber ich setze einen großen Haufen auf die Erkenntnis, damit nun besonders isoliert, in schlechter oder guter Gesellschaft zu stehen. Es ist mir völlig egal. Sollte es Menschen geben, die die Dinge ähnlich sehen, wie ich: Wunderbar. Solltet Ihr eigene Blogs oder Seiten haben, nennt sie mir!

Die Reaktionen auf einzelne Artikel waren eigentlich durchweg positiv. Vieles wurde erwartungsgemäß nicht wirklich verstanden. Mit der wachsenden Bekanntheit des Blogs stellten sich aber auch erste Spam-Kommentare ein, die kurzfristig entsorgt wurden. Momentan beschleicht mich nach der ersten Euphorie ein wenig Lethargie. Der Elan kehrt hoffentlich bald wieder zurück. War das schon alles, was ich der Welt zu verkünden hatte? Man wird sehen.

Weekend-Summary 2

Posted in Weekend Summary with tags , , , , , , on 9. Februar 2009 by sprengguertel

Ein besonders hartes und teures Wochenende liegt hinter mir.
Mit meinen Kumpels Moses T. Lindenklotz und Metin Karakök war ich auf ein paar Cocktails in der Nachbarstadt. Endete leider in großer Kotzerei und anschließender Irrfahrt im Vollrausch mit dem Zug. Immerhin durch die Kotz-Attacke Kalorien gespart.
Moses wollte mal wieder die Zeche prellen. Er sieht das als kleine Enteignungsaktion, da er als Communist der Ansicht ist, dass Eigentum Diebstahl ist. Weil die Besitzer der Kneipe aber keine Deutschen sind, sah er großzügig von der Prellerei ab.
Solidarität unter Hinzugezogenen.

Wie man zum Misanthropen wird…

Posted in Uncategorized with tags , , , , , , , , , on 4. Februar 2009 by sprengguertel

…geht ganz einfach: Täglich den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) nutzen.

Wie sieht so ein Tag in Bus & Bahn aber im Detail aus?

Sehr, sehr früh morgens, der Wecker klingelt. Es ist verdammt kalt. Ich muss derart früh aufstehen, um einigermaßen leere Züge für meine Fahrt zum Büro vorzufinden.
OK, das wäre als Autofahrer nicht anders, denn auch der Autobahnverkehr hat seine Stoßzeiten.
Ich brauche etwa 5 Minuten bis zur Bushaltestelle. Der Bus kommt laut Plan immer um 10 Minuten nach der vollen Stunde. Sicherheitshalber gehe ich dennoch um „ Punkt“ los, muss aber etwas langsamer laufen, denn der Boden ist glatt, es ist eben Winter.
Ein unangenehmer Wind pfeift um meine Ohren.

Um „7 Minuten nach“ biege ich um die Ecke und sehe gerade noch, wie der Bus – zu weit, als dass sich rennen lohnen würde – an der Haltestelle steht.
Offensichtlich hat der Fahrer aber bemerkt, dass er viel zu früh dran ist und hält noch eine Weile. Kurz bevor ich die Tür erreiche, setzt sich der Wagen jedoch in Bewegung. Ich schicke dem Busfahrer einen ausgestreckten Mittelfinger in den Rückspiegel hinterher und weiß in diesem Moment eines: Der Tag ist gelaufen und meinen Termin für heute morgen kann ich vergessen.

Denn der erfahrene ÖPNV-User weiß: Diese eine Minute, die zum Erreichen des Fahrzeugs fehlten, wird sich bis zur Ankunft am Ziel auf mindestens eine Stunde Verspätung summieren. Ich bin mir in diesem Augenblick recht sicher, dass Scratchings und aufgeschlitzte Sitze nicht zwangsläufig ausschließlich die Passion gelangweilter anatolischer Jugendlicher sein müssen, sondern der ganz „normale“ aber verärgerte Kunde von Verkehrsgesellschaften halt auch irgendwie seinen Frust ablassen muss.

Nach immerhin „nur“ 20 Minuten Wartezeit nehme ich also den nächsten Bus.
Der fährt allerdings eine andere Strecke zum Bahnhof, mitten durch ein Slum (Euphemismus: Problemviertel) und am Arbeitsamt (Euphemismus: Agentur) vorbei.
Schlagartig ändert sich auch das Publikum, wobei ich mich wundere, warum so mancher um diese Zeit überhaupt unterwegs ist. Obwohl: Ich bin ja schon aus meinem Zeitplan gelaufen.

Im Orientexpress sitzen nun geklonte ausländische (Euphemismus: migrantische) „Gangsta“ (Euphemismus: Jugendliche). Das sind die mit kiloweise Styling-Mousse in den Haaren, was dazu führt, dass sich ihre Schirmmützen oder Cappies (tragen sie alle, auch im Bus und vermutlich auch beim Friseur) rund 20 Kilometer über dem Kopf in einer Art Schwebezustand leicht auf der Haapracht aufgelegt befinden. Weil: Sonst geht ja die Frisur, die man ohnehin nie sieht, kaputt.
Aber auch so weiß ich, dass sich unter den komischen Hüten der David Beckham-Streifenhörnchenschnitt verbirgt, der seit 10 Jahren offenbar zeitlos in der Mode ist. Die hiesige Interpretation kann auch als Irokesen-Vokuhila bezeichnet werden.
Umgekehrt proportional zur weit oben aufgelegten Mütze befindet sich ebenso weit unterhalb des Normalniveaus ein Stoffsack, der sich Hose schimpft. Sieht alles in allem erbärmlich scheiße aus, traut sich nur keiner denen zu sagen, weil sonst schnell Messer.

Einer frisst einen dampfenden Döner und ich frage mich, wer solche Lebensmittel um diese Uhrzeit zubereitet.
Alle hören sie ätzende „Musik“ aus MP3-Playern, ohne sich die Kopfhörerstöpsel in die Ohren zu stecken. Einer hört sie auch direkt aus dem krächzenden Müll-Lautsprecher des Handys. Aber bei allen läuft Gangsta-RAP, Hiphop oder anderer Scheiß, der natürlich deshalb laut aufgedreht wird, weil man ohne Stöpsel im Ohr sonst nichts hört und damit auf jeden Fall ALLE, insbesondere die autochthone Bevölkerung, die furchtbar, furchtbar bösen Texte mitbekommen können. Die versteht man nur meistens nicht außerhalb der Gangsta-Kreise, also geht der Schuss ins Leere.
Immerhin sitzt der Großteil dieser Kids freiwillig ganz hinten im Bus, was interessant ist, bedenkt man, dass es in vielen weiß-dominierten Staaten früher üblich war, dass die Schwarzen hinten sitzen MUSSTEN. Die Mucke ist dennoch im ganzen Bus zu hören.

Sowohl Musik hören, als auch warme Scheiße zu fressen, ist eigentlich im Bus untersagt. Der Fahrer traut sich aber nicht, was zu sagen und ich klinke mich per MP3-Player ebenfalls aus. Das hilft wenigstens gegen den akustischen Smog, aber nicht gegen den Dönergestank und schon gar nicht gegen die Alkoholfahnen der beiden deutschen Penner, die jetzt einsteigen und wohl auf dem Weg zum Arbeitsamt sind.
Einer von beiden hat einen Hund, der ebenfalls stinkt. Glücklicherweise steigen sie in der Tat zwei Stationen später am Amt aus.
Die anderen Stinker fahren weiter mit.

Weil ich eine andere Linie benutze, als sonst, muss bzw. darf ich wenig später auch den Bus wechseln und befinde mich nun wieder in angenehmerer Gesellschaft.
Was bedeutet, dass der Bus fast leer ist, bis auf eine alte Frau und meine Person.

Am Bahnhof angekommen, gibt der Busfahrer die hintere Tür nicht frei und wir beide (die Oma und ich) müssen vorne aussteigen. Auf meine Anmerkung, dass er hinten mal hätte aufmachen können, meint der Pisser doch tatsächlich, ich soll die „Schnauze halten“.
OK, der ist also mutiger, als der Fahrer vorhin.
Aus den Augenwinkeln sehe ich meinen Zug bereits einfahren und ärgere mich, dass ich nicht spontan genug bin, was Passendes zu erwidern. Des Weiteren ärgere ich mich beim Aussteigen, ihn nicht zusammengeschlagen zu haben. Ich wünsche mir in dem Augenblick einen Testosteron-Boost oder wenigstens einen höheren Blutdruck. Ich sage und mache gar nichts.

Immerhin merke ich mir noch schnell die Wagennummer und werde den Pisser bei seinem Chef anschwärzen. HA!

Wirklich befriedigt bin ich nicht, aber jetzt muss ich erstmal rennen, um den Zug zu bekommen, was ich auch tatsächlich schaffe.
Natürlich versucht sich, wie jeden Tag, die ganze Meute wieder zuerst IN den Zug rein zu
schieben, bevor diejenigen, die sich im Zug befinden, ausgestiegen sind. Der Grenzwert der menschlichen Dummheit tendiert gegen unendlich und ich denke aus unerfindlichen Gründen an die Explosion eines Sprenggürtels, Knochenteile und zerplatzte Köpfe ohne Hirn.

Immerhin: Es ist zwar nicht der Zug, den ich eigentlich nehmen wollte – ich habe immerhin mittlerweile eine halbe Stunde verloren – aber ich bin im Warmen.

Im Abteil sehe ich einige bekannte Fressen, die eigentlich fast jeden Tag mit mir im selben Zug sitzen und wohl ebenfalls heute Morgen ein paar Probleme hatten. Einen Sitzplatz bekomme ich nicht. Im Gegenteil, an der nächsten Station wird der Zug so richtig voll.
Ich stehe wenigstens angelehnt an der Tür, jedoch eingequetscht wie in einer Sardinendose. Mittlerweile ist es nicht mehr kalt, sondern warm, stickig und schwül. Es riecht widerlich nach Mensch, akzentuiert durch zu viel Rasierwasser, was das Goldkettchen vor mir aufgetragen hat.
Ich lockere meinen Schal und versuche langsam zu atmen um einen Kreislaufkollaps zu verhindern.

In der Mitte des Türraumes sehe ich einen blonden Hardbody, der mir bereits beim Einsteigen aufgefallen ist, weil sich seine beiden Arschbacken wunderbar einzeln unter der Jeans abzeichnen. Sie ist vielleicht 20 und steht eingekeilt zwischen zwei schmierigen Typen. Alle drei halten sich an den Handschlingen über ihren Köpfen fest.
Jetzt fällt mir auf, dass der schmierigere von beiden, Schublade frustrierter Papi, mit Cordhose aus der Nachkriegszeit und Kinderschänder-Oberlippenbart offenbar ein Hüftleiden oder aber einen Haltungsfehler hat.
Bei genauerem Hinsehen wird mir aber bewusst, dass der Typ nur deshalb so komisch steht, weil er sich doch tatsächlich mit dem Genitalbereich am Arsch der kleinen reibt.

Ich sehe also zum ersten Mal einen Chikan und bin neidisch auf den frotteuristischen Schmierlappen.

Mein Gefühl in der Hose sagt mir, dass mit dem Testosteronhaushalt vielleicht doch alles in Ordnung ist.

An der nächsten Station steigt die Masse, vor allem Studenten, aus und ich sichere mir einen 4er-Platz, indem ich meine Sachen, wie Laptop-Rucksack, Koffer usw. auf den Plätzen verteile.
Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass jemand auf die von mir gebunkerten Plätze guckt, sich aber offensichtlich nicht traut, mich anzusprechen.
Das wiederholt sich noch zweimal, bis es dann doch geschieht. Dieses Etwas tippt mich an der Schulter an, ich sehe auf und…nichts passiert.

Wir warten beide…dabei halte ich den Blickkontakt und versuche möglichst neutral und nichts sagend zu gucken.

Dann bricht das Eis: „Darf ich mich da bitte hinsetzen?“.
Gönnerhaft wie ich bin, aber innerlich verärgert, antworte ich scheißefreundlich: „Aber klar, sprechenden Menschen kann geholfen werden“.
Nach und nach muss ich alle meine Sachen wegräumen und alle Plätze sind mal wieder belegt. Jetzt erst merke ich, dass ich vom Regen in die Traufe gekommen bin.
Im Zug befinden sich, wie alle paar Tage mal, große Gruppen von Leuten, die sich auf dem Weg zu irgendeiner Kegeltour oder Junggesellenabschied befinden.
Besonders die Frauengruppen sind dabei übel penetrant.
Meistens ab Mitte-Ende 40, jenseits von gut und böse, aber natürlich alle 10 cm dick geschminkt mit albern orange gefärbten Haaren haben sie sich mit kleinen Wodkafeiglingen und Sekt genug Mut angesoffen um jeden Schwanzträger blöd anzumachen und abstoßend schrill ein Idiotenlied nach dem anderen anzustimmen.
Da sich eine solche Truppe jetzt schräg gegenüber im Zugabteil befindet, kommt der MP3-Player wieder zum Einsatz, aber scheiße…

die Batterien sind leer.

Ich könnte kotzen, unterdrücke den Reiz aber, weil ich Angst habe, der Weiberhaufen könnte auf mich aufmerksam werden. In ein paar Jahren werden sie den Wodka gegen Eierlikör tauschen und brav zu Hause Karten spielen, dann werden sie mir egal sein.
Aber momentan wäre ich nicht böse darum, wenn alle an plötzlichem Herzversagen abkacken würden. Und zwar hier und jetzt auf der Stelle. Krebs wäre auch geil, dauert mir jetzt aber zu lange.

Vermutlich würde der Zug bei einer Herzattacke aber sowieso nicht weiterfahren, weil Notärzte das Abteil stürmen würden. Also schlechte Idee.
Und wie es der Zufall will, hält der Zug dann auch mitten zwischen zwei Stationen an und der Zugbegleiter greift zum Mikro und faselt was von einem Personenschaden auf der Strecke vor uns. JAAAA, der Jackpot. Das kann dauern.
Da wollte sich jemand umbringen und war vielleicht sogar erfolgreich dabei.
Näher drüber nachgedacht ist so ein Suizid auf Bahngleisen sicherlich nicht die schlechteste Option.
Dann kommen also die angesprochenen Notärzte und die Polizei, die untersucht, ob da alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Was recht unwahrscheinlich ist, wenn aus den zerstückelten Resten einer älteren Frauenleiche noch übrig gebliebene orangefarbene Haare herausragen sollten. In 90% aller Fälle war dann der Ehemann der Mörder.

Alle greifen zu ihren Handys und rufen bei ihren Chefs oder Kollegen an. Ein Höllenlärm bricht los. Mir fällt ein, dass ich auch Bescheid geben sollte und schreibe schnell eine Mail mit dem Blackberry. Ich weiß, dass keiner überrascht sein wird, denn alle wissen, dass ich mit dem Zug fahre.
Nachdem sich der Lärm gelegt hat, verbleibt eine weibliche Stimme, die uns andere ungefragt an ihrem Privatleben teilhaben lässt. Sie quatscht unaufhörlich in Ihr Handy mit Ihrem Stecher oder sonst wem.

Ich überlege doch ernsthaft, ob ich nicht doch etwas Alk von der Kegeltruppe schnorren soll, um mich zu betäuben.
Ich entscheide mich statt dessen dafür, mich umzusehen.

Alle schauen scheiße aus der Wäsche, außer der feiernden Weiber. Offensichtlich hat keiner eigentlich Lust, hier im Zug zu sitzen, alle sind genervt. Ich auch, aber ich bemühe mich, noch beschissener zu gucken, als die anderen, damit zwei Dinge klar werden. Erstens: Auch ich bin genervt, hier im Zug zu hängen und zweitens: das alles wäre nicht so schlimm, wenn ich nicht mit EUCH ALLEN hier im Zug sitzen müsste.

Da sitzt 2 Reihen vor mir schräg rechts mit dem Blick zu mir ein schwarzer Rastamann mit African-Unity-Wollmütze. Eine Gitarre steht neben ihm im Gang. Er quatscht unaufhörlich auf eine ca. 18 jährige Blondine ein, die nicht hübsch, aber doch OK ist. Sie scheint durchaus interessiert zu sein. Die Frage, die ich mir stelle ist, wie lange seine Aufenthaltsgenehmigung wohl noch läuft.

Direkt neben mir auf der anderen Seite des Ganges sitzt ebenfalls ein Schwarzer, ohne Rastamähne, aber mit blonder Frau und Kinderwagen auf dem Abstellplatz für Koffer, in welchem ich zwei doch recht niedliche Mischlingskinder entdecke, die glücklicherweise schlafen.
Die Frau ist weit im dreistelligen Kilogrammbereich und abstoßend hässlich. Sie lacht glücklich. Er auch, was mir klar macht, daß da keine Probleme mit der Aufenthaltsgenehmigung zu erwarten sein dürften.
Ich schaue nochmal auf die anderen beiden zurück und wieder auf das Paar mit Kinderwagen. Beim Gedanken an eine Zeitmaschine falle ich trotz der immer noch kreischenden Apfelsinenköpfe des Frauenkegelclubs in einen leichten Schlaf und träume von Schachbrettern auf denen “Bauer schlägt Frau” gespielt wird.

Nach geschlagenen 40 Minuten geht es dann weiter und noch zwei Stationen liegen vor mir. Die immer noch ihr Privattelefonat führende Alte von vorhin verstummt plötzlich und meint dann: „Scheiße, Funkloch“.
Ich meine: Scheiße, fall tot um.
Das Funkloch scheint etwas größer zu sein. Sie überprüft dies, indem sie mehrere Male versucht, eine Verbindung aufzubauen, doch mehr als ein „Hallo?“ kommt bei den „Gesprächen“ nicht zustande.

Durch die unfreiwillige Pause kommt es in der Folge zu mehreren „Überholungen durch ICE-Fernverkehrszüge“ (d.h., wir müssen warten, denn hier gilt das Recht des Stärkeren), die unsere Verspätung noch ansehnlicher gestalten.

Plötzlich noch eine Durchsage. Es befänden sich „Klaukids“ im Zug.
Bitte was? Noch nie dieses Wort gehört. Ja, da wäre wohl jemand bestohlen worden. Ausgezeichnet. Das heißt, nächste Station wird wieder angehalten und BGS bzw. Polizei kommen an Bord.
Irgendwann nach einer halben Ewigkeit komme ich dann endlich an meinem Zielbahnhof an. Ich atme kurz durch. Wenigstens dieses Mal keine Schulklassen.

Ich muss jetzt noch EINE einzige Station mit der S-Bahn fahren, das sollte ja kein Problem sein. Da ich den Fahrplan auswendig kenne, habe ich gegenüber den ganzen anderen ebenso genervten Pissern einen entscheidenden Vorteil und muss mich nicht mit 20 Personen vor einem einzigen Fahrplanaushang tummeln. Die Idee ist, möglichst schnell zum Nachbargleis zu sprinten und damit eine bestimmte S-Bahn zu erreichen, was meinen Zeitverlust (inzwischen rechne ich nicht mehr mit) immerhin wieder um 10 Minuten verringern würde.

Gesagt, getan. Leider haben wir es auf der Rolltreppe mal wieder mit menschlichem Versagen zu tun, denn das Phänomen, dass keiner kapiert, was das Schild „rechts stehen, links gehen“ bedeutet wird auch noch in 50 Jahren aktuell sein.
Was richtet eine hochgehende Handgranate wohl mit einer Rolltreppe an? – Personenschaden!

Ich verliere also wertvolle Sekunden, komme am Gleis an und sehe…

…das, worauf man sich eben immer verlassen kann. Natürlich hat auch diese S-Bahn „unbestimmte“ Zeit Verspätung. Schnell vergleiche ich im Kopf die diversen alternativen Fahrmöglichkeiten und als ich mich schon damit abfinde, Geld für ein Taxi zu bezahlen, fährt die Bahn dann doch mit 15 Minuten Verspätung in einem aufreizenden Schneckentempo ein, was mich veranlasst, dem Fahrer bei der Einfahrt fest in die Augen zu sehen. Er blickt stur nach vorne, aber ich bin mir sicher, er bemerkt mich aus den Augenwinkeln.
Ich weiß, dass er vermutlich nichts für die Verspätung kann aber ich will ihm signalisieren: „Ja, genau. DU lahmer Pisser bist dran Schuld. Man sieht ja an Deinem Kriechtempo während der Einfahrt, dass Du Deinen Führerschein im Bahnlotto gewonnen hast.“.

Alle Leute auf dem Bahnsteig haben die Schnauze voll, aber es herrscht eine seltsame Lethargie vor. Ich frage mich, warum nicht mal einer ausrastet. Oder warum tun sich nicht wenigstens in so einem Moment alle am Bahnsteig zusammen und spenden bei der Zugeinfahrt mit solcher Verspätung spontan Applaus?

„Jaaa, super, klasse, neue Bestzeit“ etc.?
Noch besser wäre es natürlich, wenn sich alle zusammenrotten würden und als Lynchmob den Bahnhof kurz von den ganzen Bahnversagern säubern würden.
Aus der Zeit, als ich mich noch rudimentär mit Jura beschäftigt habe, kenne ich noch so
geniale mittelalterlich anmutende Strafrecht-Paragraphen wie die „Bildung eines bewaffneten Haufens“. Diese Phantasie lässt mich innerlich laut loslachen. Wer würde diese Bahnpisser schon vermissen? Wenn sie in ihren Familien auch so lahmarschig sind, dann sicher keiner.

„Der Papa braucht heute nur etwas länger für den Weg von der Arbeit“ HAHA!

In der S-Bahn wird mir dann endlich die letzte Vorstellung des Tages geboten. Da kommen drei offensichtliche Zigeuner (Sinti oder Roma kann ich nicht erkennen und einen Nachweis über ihre Herkunft zeigen sie mir nicht) ins Abteil. Einer von ihnen, der Älteste spielt auf einem Akkordeon grässlich schlecht Musik. Vor und hinter ihm laufen jeweils kleine Kinder, die Geld sammeln.

Ebenfalls durch das Abteil streunt ein Penner, der leere Pfand-Flaschen sammelt.
So geht halt jeder seiner Arbeit nach.

Aber die Geschäfte laufen schlecht für die Zigeuner. Vermutlich waren zu viele Fahrgäste soeben im Klaukid-Zug und sind misstrauisch.
Ich schaue äußerst interessiert nach draußen und ignoriere die drei und den Penner, der zusätzlich merkwürdig einstudiert die Leute nach 50 Cent zum Telefonieren fragt.
Eins der Blagen tippt mich an, haut aber verschreckt ab, nachdem ich kurz drohend gucke.

Am Ende einer langen Reise, komme ich endlich an, mein Akku ist leer. Ich brauche jetzt Urlaub, Urlaub von der Menschheit.

Neue Woche in Absurdistan

Posted in Uncategorized with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , , on 2. Februar 2009 by sprengguertel

Wenn man das ganze Wochenende keine Nachrichten mitbekommen hat, ist es Montags morgens immer besonders amüsant, die Zeitung zu lesen.
Und auch diese Woche enttäuschen mich meine „Mitmenschen“ nicht.

Zunächst ist da die Meldung, dass sich die US-Republikaner nun einen Schwarzen als Vorsitzenden gewählt haben. Genialer Coup, ja. Bald übertrifft man sich in Amiland wohl gegenseitig im Wettlauf, wer nun den schwärzeren Schwarzen hat. Auch eine Option für die hiesigen „Konservativen“?
Ein „deutscher Obama“, mit dem in dem Zusammenhang, ein türkischstämmiger zukünftiger Kanzler gemeint ist, sei nicht in Sicht. Kein Wunder, sind doch die Afros in den USA wenigstens patriotisch und meistens Christen, wohingegen die „Deutschtürken“ hier fast alle Moslems sind und Erdogan weitaus emotionaler, als Angie Merkel zujubeln.

Dann reißen natürlich die Meldungen wegen der WirtschaftsKRISE nicht ab. Das Bild, das die Regierenden da abgeben mit ihren zusammenhangslosen ad hoc-Maßnahmen aus dem aufgeregten Hühnerstall könnte gut und gerne aus der Feder von Eugène Ionesco stammen. Absurdes Theater in Bestform.
Immerhin hat man jetzt allen die Krise schon so erfolgreich eingeredet, dass viele Unternehmen PRÄVENTIV Leute entlassen, um – diese sich bietende Gelegenheit zum längst fälligen Stellanabbau nutzend – dem Vernehmen nach „gut für die Auswirkungen der Talfahrt gerüstet zu sein“.

Schön eingeredet wird uns auch weiter die Terrorgefahr für Deutschland.
Sollte irgendein islamistischer Terrorist auf der Welt sich bisher nicht mit dem Gedanken getragen haben, einen Anschlag hierzulande ins Auge zu fassen – durch Schäuble und seine Panik-Panther hat er spätestens jetzt damit angefangen.
Schäuble wird’s vielleicht ganz Recht sein, denn jeder Anschlag mit möglichst vielen Toten würde ihn und seine erfindungsreichen Gesetzesvorhaben ja dann sozusagen post mortem bestätigen.

Heute morgen konnte ich nicht trainieren, weil ich zu lange im Stau stand.
Fühle mich deshalb dick mit dem Drang, mich zu übergeben.

Moses meint…zur Mahnung an die Union

Posted in Moses meint with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , on 2. Februar 2009 by sprengguertel

Die Unionsparteien CDU und CSU stecken in der Krise.
Trotz der zuletzt stark gesunkenen Popularität der Schröderregierung und trotz des vom damaligen Bundeskanzler taktisch unklug festgelegten Neuwahltermins konnten sie 2005 keine bürgerliche Mehrheit mit der FDP erringen, sondern mussten eine Große Koalition mit der SPD eingehen.

Über die gesamte Legislaturperiode verbesserten sich die Aussichten nicht, eine bürgerliche Mehrheit ist nicht in Sicht.
Im Gegenteil, in Bayern und Hessen zeigte sich, dass CDU und CSU langfristig große Probleme haben werden, Mehrheiten jenseits der Großen Koalition zu finden.
Daher ist es weder überraschend noch unangemessen, wenn heute von wichtigen Parteipersönlichkeiten gefordert wird, das bürgerliche Profil zu schärfen.
Doch was heißt das?

Kritische Geister befürchten zurecht, dass immer dann, wenn diese Forderung erhoben wird, die rechten Ungeister aus ihren braunen Erdlöchern gekrochen kommen, um ihre alten Rezepte anzubieten. Nur diesmal wäre das nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch politisch sowohl in der Taktik als auch in der Strategie ein großer Fehler.
Denn die alten Regeln und Gesetze der sogenannten Volksseele sind nicht mehr in Kraft, dumpfe Parolen, die an niederste Instinkte, latenten Rassismus und verschüttetes NS-Gedankengut appellieren, werden nicht mehr goutiert und belohnt.

Es hat, kurz gesagt, ein Umdenk- und Lernprozess in der Bevölkerung der Bundesrepublik eingesetzt, der auch und gerade die bürgerlichen Schichten erfasst hat.
Bürgerlich und im besten Sinne konservativ zu sein kann daher heute nicht mehr heißen, rassistische Dogmen zu propagieren, also beispielsweise gegen türkischstämmige oder afrobundesrepublikanische Menschen zu hetzen, den Islam zu attackieren und die angebliche heile Welt einer ethnisch homogenen Volksgemeinschaft als Alternative anzubieten.

Mit Andeutungen einer solchen Geisteshaltung sind die CSU und die hessische CDU schwer auf die Nase gefallen.

Statt des völkischen Duos Huber/Beckstein verwaltet der weltoffene Demokrat Seehofer nun völlig zurecht das Erbe der Konservativen in Bayern und auch Roland Koch konnte sich nur in letzter Minute retten, weil er im zweiten Wahlanlauf auf jeglichen Rassismus verzichtete und den seriösen Wirtschaftsfachmann gab.

Bürgerlich sein kann heute als nur eines bedeuten: An die wahren Ursprünge der bürgerlichen Politik anzuknüpfen, und das sind ganz klar die universalen Werte der Französischen Revolution.

Diese wurden ja bekanntlich von bürgerlichen Politikern der ersten Stunde proklamiert, verteidigt und in alle Welt getragen. Hier gilt es auch für die Bürgerlichen der Bundesrepublik anzuknüpfen, hier sind Werte und Leitbilder, die einen Weg in die Zukunft weisen. Ein leistungsorientiertes Pochen auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz, das zwar für manche anfangs schmerzlich und entbehrungsreich sein mag, aber ganz klar westlichen Normen verpflichtet ist, und ein ehrliches Bekenntnis zu Universalismus, Toleranz, Vielfalt und Offenheit – das ist der Zukunftsmix, der auch in Zukunft bürgerliche Mehrheiten in Bundestag und Gesellschaft möglich machen könnte.

Jede Form von Rassismus verschließt nicht nur das Reservoir migrantischstämmiger Wählerschichten, sondern wird auch von als „ethnisch deutsch“ definierten Bürgern
ganz klar als undemokratisch abgelehnt und nicht nur an der Wahlurne zurückgewiesen.

An dieser Realität kommt gottlob heutzutage niemand mehr vorbei. Das erfordert aber nicht nur ein Umdenken bei manchen Ewiggestrigen, sondern ist auch eine große Chance für Menschen, die etwas Neues schaffen und gleichzeitig an große Traditionen anknüpfen wollen. Denn die Linken verstehen nichts von der Wirtschaft, auch das wissen die Menschen.
Mehr Kapitalismus wagen heißt die Devise, aber bitte mit Chancengleichheit und Bürgerrechten für alle, gleich welchen Pass, welche Hautfarbe, welche Muttersprache oder welchen Glauben sie haben mögen. Nur ein großer Markt der Vielfalt, in dem sich nicht nur Produkte sondern auch Menschen aus aller Welt mischen kann die Zukunft sein.

Das ist eine starke Vision, die bürgerliches Engagement erfordert.
Unsere Demokratie braucht eine CDU und eine CSU, die sich diesem Programm verbunden fühlt.

Moses T. Lindenklotz

*Moses T. Lindenklotz ist Afro-Europäer jüdischen Glaubens und Gründer der antirassistischen Initiative “Schwul und cool, statt braun und Abschaum” in München. Er kommentiert in unregelmäßigen Abständen das Zeitgeschehen auf diesem Blog.

Gelesen: American Psycho

Posted in Gelesen with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , on 2. Februar 2009 by sprengguertel

Liest man die einschlägigen Rezensionen über das Buch „American Psycho“ von Bret Easton Ellis, kommt man nicht an Aussagen wie „Brechreiz“, „Ekel“, „froh, es zu Ende gelesen zu haben“ etc. vorbei.
Na klar, muss man ja schreiben, um nicht als stumpfer Irrer abgestempelt zu werden.
Da es aber so was wie die Faszination des Bösen gibt, dürften bei allen Lesern unterschwellig auch andere Motivationen Ausschlag gebend gewesen sein, das Buch eben NICHT nach den ersten Gewaltschilderungen weg zu legen.

Es geht aber nicht nur um die Faszination, es geht auch um die Banalität des Bösen. Denn neben den Gewaltdarstellungen kehrt der American Psycho stets zu seinem „normalen“ Leben zurück, was ihm im Laufe des Buches aber immer schwerer fällt.
Aber der Reihe nach:

Zunächst mal kommt die Geschichte nur sehr langsam ins Rollen, was im Klappentext meiner Ausgabe wohlwollend als „Aufziehen eines Sturms“ aus irgendeiner Mainstream-Rezension zitiert wird.
Im Klartext heißt das, dass man sich eigentlich nach den ersten 20-30 Seiten der Einleitung die nächsten 200 Seiten getrost sparen kann. Richtig in Fahrt kommt „Bateman“, der Hauptprotagonist, erst weit in der zweiten Hälfte des Buches.

Ob der Name Bateman auf Norman Bates anspielt, sei hier mal nur anspekuliert.
Jedenfalls handelt die erste Hälfte des Buches fast ausschließlich von der Schilderung von Batemans oberflächlichem Tagesablauf, der für gewöhnlich mit Fitnesstraining, Talkshow-Konsum, Ficken und dem Abhängen in irgendwelchen Bars und Restaurants mit seinen Wallstreetkollegen angereichert ist.
Erst langsam tauchen erste blutige Phantasien und kleine Anspielungen auf bereits vorgenommene mörderische Aktivitäten in der Erzählung auf.
Im Laufe der zweiten Hälfte steigern sich diese dann zu regelrechten Exzessen, bei welchen die Phantasie des Protagonisten (und Autors) immer interessantere Wege einschlägt.

Es ist dann aber weniger der Ekel, als die Überlegung, ob es wirklich, auch für einen trainierten und gut ausgerüsteten Mann, möglich ist, beispielsweise eine Rückenwirbelsäule aus einem Körper zu lösen, die mich zum weiter lesen getrieben hat. Genauso beschäftigt mich bis heute die Frage, ob es ein menschliches Gebiss lange mitmacht, rohes(!) Menschenfleisch aus kürzlich Verstorbenen heraus zu beißen.
Ich denke, das menschliche Kauwerkzeug ist dafür wenig geeignet.

Und ob ein Schwanz in einem abgetrennten Frauenkopf, möge er noch so knallhart erregiert sein, diesen sozusagen tragen kann, sei auch mal dahin gestellt.

Nachdem nun also eine Anleitung zum Töten und Zerkleinern von Leichen über mehrere Seiten zur Verfügung gestellt wurde, fragt man sich irgendwann, wie das wohl ausgehen mag. Auch wenn Bateman einmal fast erwischt wird und auch ein Privatdetektiv unangenehme Fragen stellt, wirkliche Spannung kommt nicht auf.

Das ist es wohl auch nicht, was der Autor will. Es scheint da wirklich nur(!) um ein Anprangern einer US-Gesellschaft in den 90er Jahren zu gehen.
Und das macht das Buch am Ende leider zu einer Enttäuschung.

Denn so, wie es viele Rezensenten sehen ist es bei weitem nicht. Bateman ist nicht ein Opfer der Gesellschaft, die ihn sozusagen zu dem gemacht hat, was er ist.
Schließlich erwähnt er beiläufig, dass er bereits als 14 jähriger „unser Mädchen“ vergewaltigt hat und auch weitere kleine Andeutungen lassen darauf schließen.
Bateman ist also , überspitzt formuliert, sinnentleert seit seiner Geburt.

Womit sich das Buch einreiht in die Reihe ganz gewöhnlicher Stories über Massenmörder. Dafür hätte es keine 200 Seiten Vorspann mit stets den gleichen wieder kehrenden und langweiligen Beschreibungen von teuren Anzügen und Wohnungseinrichtungen bedurft.
Die Aufregung, die das Buch in den USA erzeugt hat, kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen.

Weekend-Summary

Posted in Weekend Summary with tags , , , , , , , , , , , , , , , on 1. Februar 2009 by sprengguertel

Und wieder ein Wochenende vorbei.

Gestern nacht beim Gucken des PrivateXXX-Channels eingeschlafen. Telefonsexwerbung kann recht hyptnotisierend wirken.
In irgendeiner Reportage heute ging es um sprechende Sextoys.
Leider gestern wieder Pizza gegessen, wie zu oft in letzter Zeit.
Als Alkohol gab es Freitag Wodka, Samstag Sekt und heute Wein.
Nikotin: wenig
Sonstige Substanzen: Keine
Körperlicher Zustand: OK
Geistiger Zustand: Hypochondrische Paranoia, da körperlicher Zustand bereits verdächtig lange OK.
Beim Lotto wieder versagt.
Memo: Überprüfen, ob Lottogewinner, die den Jackpot knacken, wirklich existieren oder alles bloß großes Theater, um den Massen vorzugaukeln, daß es jeder schaffen kann, aus der Scheiße rauszukommen.
Meine Finger sind rauh von getrocknetem Schleim. Sie riechen und schmecken, genauso wie mein Mund, nach Muschi.
Habe extra heute abend nicht geduscht, um den Geruch länger zu konservieren.

Ich mußte nochmal über die RTL2 Frauentausch-Sendung vom letzten Donnerstag nachdenken, über die ich in diesem Blog ja geschrieben habe.
Laut RTL2 ist Frauentausch ja angeblich recht erfolgreich.
Und immerhin fanden einige Besucher über die keywords „RTL2 Frauentausch Namibia“ auf diese Seite.

Ich frage mich die ganze Zeit, warum Weiße überhaupt noch dort leben. In Namibia und Südafrika, meine ich. Immer wenn ich Berichte darüber sehe, geht es um Weiße, die Reservaten gleich in Festungen leben hinter Stacheldraht, hohen Mauern und mit mehreren Wachhunden.
Ist das etwa ein glückliches Leben?

Seit der Machtübernahme der Schwarzen in Südafrika haben sich die Verhältnisse da ziemlich umgekehrt. Zwar keine Apartheid, aber die Kriminialität wie Vergewaltigungen, Einbrüche etc. richtet sich gerne gegen die ehemaligen Herren.
Warum bleibt man da?

„Heimat“, „Scholle“, „Boden“ sind ja Begriffe, die bei den Buren und anderen Weißen dort weit verbreitet sind. Aber der Preis wäre mir zu hoch, zumal die Weißen da m.M.n. nicht hingehören.

In dem Zusammenhang stellt sich natürlich auch die Frage nach der Zukunft der Weißen in Europa.

Ich muß an Streichelzoos denken und weiß nicht, warum.
Ich muß an die Kürze des menschlichen, meines, Lebens denken und bin einigermaßen erleichtert.

Moses meint…zum Thema Integration von Türken

Posted in Moses meint with tags , , , , , , on 31. Januar 2009 by sprengguertel

Migration und Integration seien eine Erfolgsgeschichte, so hört man es aus den patriotischen Redaktionsstuben Deutschlands.  So könnte es sein, würden nicht ca. 70 Millionen Rassisten Migration und Integration sabotieren. Denn so viele urdeutsche Arier leben noch in diesem Land, und sie machen insbesondere türkischstämmigen Bürgern das Leben zur Hölle.

Das beweist die neueste Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung.

Dieses Dokument postnazistischer Schande macht auf wissenschaftliche Weise deutlich, wie den in der Bundesrepublik lebenden Migranten die Teilhabe an der Gesellschaft verunmöglicht wird. Das geht heutzutage ganz ohne Judenstern und offene Berufsverbote, man ist raffiniert geworden und setzt viel früher an. Die neue deutsche Raffinesse drückt sich einerseits dadurch aus, dass Unterschiede zwischen den Migranten gemacht werden.

Den im Wahn als „artverwandt“ eingestuften Menschen wie zum Beispiel den Aussiedlern oder Migranten aus EU-Mitgliedsländern macht man es nicht ganz so schwer. Sie dürfen in der bundesdeutschen Gesellschaft aufsteigen und einen gewissen Status erreichen. So schwächt man den migrantischen Zusammenhalt, die Solidarität und macht gemeinsamen Widerstand unmöglich.

Andererseits gibt das unter internationaler Beobachtung stehende Deutschland notgedrungen über alle offiziellen Kanäle die Losung der Chancengleichheit aus.

Türkischstämmigen Kindern wird also der Schulbesuch nicht verweigert, aber sie werden von der deutschen Bürokratie auf minderwertige Schulen geschickt und dort von vorurteilsbeladenen Lehrern systematisch benachteiligt, absichtlich missverstanden und letztendlich auf das gesellschaftliche Abstellgleis abgeschoben.

Gleichzeitig boykottieren sich selbst als arisch definierende Eltern Schulen mit einem nennenswerten Migrantenanteil und schotten sich so von allen als ausländisch angesehenen Einflüssen ab. Parallelgesellschaften sind die Folge.

Während also Thomas mit Tomaso aufs Gymnasium gehen kann und dort mit Katalin und Katharina nicht nur das Abitur, sondern auch erste körperliche Erfahrungen machen darf, werden Hakan, Serkan und Mkunda ausgeschlossen, erniedrigt und nach 10 Jahren „Schule“ als nichtintegrierbare, bildungsferne Proleten entlassen. Die Masche ist raffinierter als damals, aber durchschaubar ist sie allemal.

Die Weißen wollen nicht teilen, sie haben die migrantischen Massen ins Land gerufen, um Aufbauarbeit zu leisten, weil der deutsche Herrenmensch sich nun einmal zu fein dafür ist, die Trümmer nach einem gottlob verlorenen Weltkrieg selbst wegzuräumen, aber als Menschen werden die Gerufenen eben nicht gesehen, sondern nur als „Türken“, was aus deutschem Munde einen fast genauso verächtlichen Beiklang hat, wie das Wort „Jude“.

Es bleibt also festzuhalten, dass die Zustände für Migranten unerträglich sind. Widerstand ist notwendig und gerechtfertigt und man kann als Communist, Linker oder Cosmopolit nur froh sein, dass die Migranten aus der Geschichte gelernt haben und wehrhaft und selbstbewusst sind. Sie lassen sich nicht einreden, sie seien wertlos und unfähig, sie durchschauen den faulen Zauber. Sie stellen zunehmend Forderungen und jeder, der auch nur einen Funken für universelle Werte, für das Streben nach Glück und für die emanzipatorischen Minimalforderungen übrig hat, kann nicht anders, als seine tiefempfundene Solidarität auszudrücken und gegen jede rassistische Agitation zu verteidigen.

Moses T. Lindenklotz

*Moses T. Lindenklotz ist Afro-Europäer jüdischen Glaubens und Gründer der antirassistischen Initiative “Schwul und cool, statt braun und Abschaum” in München. Er kommentiert in unregelmäßigen Abständen das Zeitgeschehen auf diesem Blog.